– fortbildung–schwerpunkt Aggressivität, Agitiertheit, Weglaufdrang Wenn Verhaltensprobleme die Betreuung von Demenzpatienten erschweren Prof. Dr. med. Doris Bredthauer
forderndes Verhalten (syn: Verhaltensstörungen, psychiatrische Begleitsymp
ligten einen hohen Stressfaktor. Die Verhaltensauffälligkeiten sind der häufigste Grund für eine Heimeinweisung. Doch
Alter generell [1] oder speziell zur Be
sistent, teils nicht mehr „up to date“ und verunsichern mehr, als dass sie
„Ruhigstellen“ als Notlösung?
nur noch bedingt in der Lage, sich verän
Aggressivität, Weglaufdrang, rastlose Unruhe oder Schreien im Rahmen einer fortgeschritte- Zwischen aktuel er Praxis und „Evidenz“ nen Demenzerkrankung stel en
Verhaltens„störungen“ entstehen. Häu
für Betroffene und Betreuende
on als vermeintlich einzige Behandlungs
eine hohe Belastung dar. Die Be-
option gesehen, um die „soziale Verträg
handlung gestaltet sich zumeist
lichkeit“ zu gewährleisten. Der behan
schwierig und resultiert nicht
delnde Arzt befindet sich hier in dem Di
selten in einer Negativspirale mit medizinischen Komplika-
scharfem Kontrast zur alltäglichen Ver
„Ruhigstellung“ ohne spezifische Indika
tionen, Mobilitätsverlust, Stür-
tion weder berufsrechtlich zulässig noch
zen, Fixierung und reduzierter Lebensqualität bis hin zum Tod.
dererseits sieht er sich aber von den Pfle
von unspezifischen Verhaltensauffällig
Unsere Autorin plädiert dafür, das Spektrum der nicht medika- mentösen Maßnahmen auszu- Keine klaren Empfehlungen reizen, bevor eine Pharmako- therapie beginnt. MMW-Fortschr. Med. Nr. 51-52 / 2006 (148. Jg.) fortbildung–schwerpunkt –
nachhaltig positiv beeinflussen zu kön
verstärken (Akathisie). Insbesondere bei
Ortswechsel ist (auch zeitverzögert) mit
ist insbesondere das delirogene Potenzi
(z. B. trizyklische Antidepressiva, Urospas
Gibt es Ursachen für das Verhalten?
wie einer nicht auf die Bedürfnisse von
lediglich durch Verhaltensauffälligkeiten
on bedingt. In diesem Fall ist unter der
tieren, logisches Argumentieren oder di
rektives Fordern sind wichtige Ursachen.
Dem Phänomen „Aggressivität“ als ty
des Ausgeliefertseins und der Angst lie
Abbildung 1 Algorithmus zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz Forderndes Verhalten Abklärung und Behandlung möglicher Ursachen:
• Medizinische (z. B. Delir, Schmerzen, Ausscheidung, Medikamente)
„Problemanalyse“ (Verhaltensdiagnostik)
Wie und was genau? Wann? Für wen ein Problem? Was half bisher?
Nicht medikamentöse Maßnahmen
z. B. Milieutherapie, Validation, Kleingruppen, Musiktherapie, Snoezelen, basale Stimulation
„Monitoring“ Moderne Antidepressiva „Monitoring“ Psychopharmaka (Atypische) höherpotente Neuroleptika Niederpotente Neuroleptika und „alternative“ Psychopharmaka MMW-Fortschr. Med. Nr. 51-52 / 2006 (148. Jg.)
– fortbildung–schwerpunkt
– Tabelle 1 Nicht medikamentöse Therapieoptionen Allgemeine Speziellere Methoden ó möglichst Verzicht auf Polymedikation
Fragen nach auslösenden Ereignissen. ó Auswahl prioritär n. Nebenwirkungspro Laufen statt sprechen Vielversprechende Ansätze
fil/Komorbidität, „start slow – go slow“,
Die Komplexität der Interventionen, die
ó größere Zeitintervalle bei Medikamen ó regelmäßiges Monitoring auf Neben
aber auch subjektive Förderfaktoren und
ten („pacing“) kann daher ein durch
lungsdruck zu vermeiden, ist die Aufklä
rung der Pflegenden über den verzöger
Tage, Antidepressiva 10–20 Tage) unbe
dingt erforderlich. Eine vorzeitige Auf
pekt gelöst ist (z.B. „EndlosRundgän
und „Snoezelen“ Beispiele vielverspre
behaftet. Grundsätzlich sollten auch die
„Weglaufdrang“ spezifisch durch nicht
Problematik des „OffLabelUse“ zu be
Medikamentöse Therapie Antidepressiva (AD)
Substanzklasse der SSRI (spezifisch sero
besteht, sollte eine Behandlung mit Psy
Hierbei gilt es, zunächst einige Grundre
ó Veränderte Pharmakokinetik, MMW-Fortschr. Med. Nr. 51-52 / 2006 (148. Jg.) fortbildung–schwerpunkt –
Bei eher unruhig-agitierter Sympto-
sollte möglichst zu einem AD einer ande
matik mit Schlafstörungen empfiehlt
ren Klasse (z.B. SSRI > noradrenerges oder
pin sollte grundsätzlich nicht mehr bei
Bei eher gehemmt-antriebsarmer Depression bietet sich die Verordnung
bund „AGATE“ rief darüber hinaus zur
dieser Stelle sinnvoll, spätestens aber
eine ParkinsonSymptomatik noch verstärken. Gute Alternativen sind Reboxe
Antipsychotika (Neuroleptika) Risperidon bei schwerer Aggressivität Was tun bei Therapieresistenz?
tik nicht um mehr als 50 % verbessert ist,
– Tabelle 2 Medikamentöse Therapieoptionen (Auswahl) (Indikationen s. Text u. Algorithmus) Substanzklasse Substanz Anfangsdosis (mg) Mittl. Dosis (mg) Besonderheiten Antidepressiva
Mirtazapin (z. B. Remergil®) (7,5)–15
Neuroleptika Antidementiva Benzodiazepine Antiepileptika/ Phasenprophylaktika
❋ = positive Auswirkung auf .; EPS = extrapyramidalmotorische Symptomatik; GI = gastrointestinale; LKD = Lewy-Körperchen-Demenz
MMW-Fortschr. Med. Nr. 51-52 / 2006 (148. Jg.)
– fortbildung–schwerpunkt
ten Angst und Erregungszuständen, ha
tion (Stürze, Kollaps) dringend abzura
dere für die psychiatrische Begleitsymp
(Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon) bergen die
fiehlt sich eher eine initial kurzfristige
höchstens kurzfristig zur Behandlung von
Antiepileptika Memantine Quetiapin bei Parkinson-Syndrom
„Störverhalten“ (Schreien, Aggressivität)
(non)konvulsiver Anfälle bei fortschrei
bewährt hat. Zu beachten ist eine kleine Anfangsdosis (12,5 mg) und lang
Niederpotente Neuroleptika Fazit für die Praxis
Es gibt keinen „evidenten“ Grund für
„Störverhalten“ und Schlafstörungen
Amisulprid bei Leberinsuffizienz
bei Demenz. Es ist jedoch an der Zeit, tra
nen Risiken der Neuroleptika (s. o.) bei
Literatur bei der Verfasserin
(z. B. Solian®) (50–150 mg) ausweichen.
dem Auftreten von ParkinsonSymptomen gewarnt werden. Häufig werden
Anschrift der Verfasserin: Klassische Substanzen
– Summary Treatment of Dementia
kation (i. v., i. m.) In jedem Fall erfor
Benzodiazepine Alternativen Acetylcholinesterasehemmer Keywords: Dementia – Treatment –
lassene Substanzklasse der Acetylcholin
bzw. als „Notfallmedikation“ bei aku
MMW-Fortschr. Med. Nr. 51-52 / 2006 (148. Jg.)
Caffeine and Migraine Robert E. Shapiro, M.D., Ph.D. and Robert Cowan, MD Key Points 1. Caffeine affects pain. 2. Acute treatment of headaches with caffeine is sometimes effective, but should be limited to not more than two days per week. 3. For people who experience migraine, caffeine taken 3 or more days per week, for whatever reason, may lead to dependency and increased migrai
Fever and Neutropenia Fever is defined as a temperature > 38.5 C or 101.5 F. Low-grade fever is defined as a temperature > 38.0 or 100.0 F. Mild neutropenia is defined as an actual neutrophil count (ANC)< 1500. (In African Americans, ANC<1000). Moderate neutropenia is defined as ANC 500-1000. Severe neutropenia is ANC < 500. Severe neutropenia creates a risk of overwhelming